03.09.2019 Philosophische Ethik mit Herlinde Pauer-Studer
Auch für Führungskräfte in Unternehmen stellt sich die Frage moralischer Grundsätze jeden Tag. Befolgen wir Anweisungen der Geschäftsleitung, die wir für unethisch halten?Was bringt Menschen dazu, moralisch und ethisch zu handeln, auch wenn das zu ihrem eigenen finanziellen Nachteil ist? Wieso empfinden andere etwas, was für uns offensichtlich unmoralisch ist, als vertretbar?
Die Energie zwischen unserem Talk-Gast Prof.in Herlinde Pauer-Studer und den Anwesenden war nahezu greifbar. Bis weit über 22.30 Uhr dauerten die angeregte Diskussion und der persönliche Austausch.
Danke auch an Christine Kranz, die uns in ihren wunderschönen Räumen am Naschmarkt im 4. Wiener Gemeindebezirk bereits zum 4. Mal einen ebenso lukullischen wie anregenden Rahmen bot.
Prof.in Herlinde Pauer-Studer, Professorin für Angewandte Philosophie und Ethik, hat ihre Lehrtätigkeit am Philosophischen Institut der Universität Wien weitgehend zurückgelegt. Sie betreut jedoch noch immer hoch dotierte Forschungsvorhaben wie das ERC-Project: „The Normative and Moral Foundations of Group Agency“. Darüber hinaus lehrt sie u. A. jährlich an der Universität von Sao Paolo und anderen internationalen Unis und hält sich regelmäßig für eigene Forschungs-, Vortrags- und Lehrtätigkeit in den USA auf.
Die unterschiedlich geprägte universitäre Forschungslandschaft in Österreich, Deutschland und den USA, was sich gewandelt hat, seit sie selbst studierte, dissertierte und sich habilitierte, ihre Erfahrungen in Harvard oder an der NYU – das alles waren Themen am Clubabend.
Ethische Probleme anhand einer Lebensgeschichte erzählt
Davor gab sie uns zu Beginn ausführlich Einblick in die Entstehungsgeschichte ihres „Herzensprojekts“. Das Buch „Weil ich ein Gerechtigkeitsfanatiker bin“ zeichnet die moralische Biografie des Richters Konrad Morgen nach, der während der Naziherrschaft als Richter in der SS-Gerichtsbarkeit tätig war. Pauer-Studer erzählte ganz offen von persönlichen Bezügen, auf die sie im Laufe der Arbeit an diesem letzten Buch gestoßen war, und schilderte, was sie bei der aufwändigen Recherche durchhalten ließ und antrieb. Das Buch erschien 2017 im Suhrkamp Verlag.
Moral im Alltag
Die 4 Moralkonzeptionen, die es hauptsächlich gibt – von der Kant‘schen Ethik über die auf Hobbes zurückgehenden Vertragstheorien sowie die utilitaristischen Ansätze bis zu Aristoteles zurück -, hatte Herlinde Pauer-Studer uns in einer Mini Lecture ganz zu Beginn schon vorgestellt.
Wo wir in der Arbeit – ob in Familienbetrieben oder Konzernen – sowie im täglichen Umgang mit der österreichischen Außen- und v.A. Innenpolitik mit Ethik und Moral in Berührung kommen, waren schließlich die Aspekte, die alle brennend interessierten.
Und im Namen von ganz EWMD Wien auch nochmal ein herzliches HAPPY BIRTHDAY an unser Gründungsmitglied und EWMD-Urgestein Birgitt Wodon-Lauböck, die ihren Geburtstagsabend mit uns verbrachte.