03.05.2023: Kloster, Stift, Beginenhaus – Frauennetzwerke im Mittelalter
Am 3. Mai 2023 blickte das EWMD-Linz-Chapter tausend Jahre in die Vergangenheit zurück, um von den Frauennetzwerken des Mittelalters zu lernen.
Kunsthistorikerin, Lektorin und Verlegerin Eva Weiler nahm uns im Mai mit auf eine Reise zurück in ferne Zeiten und stellte uns die Frage: Was können wir von den neusten Forschungen über religiöse Frauen im Mittelalter für die moderne Arbeitswelt lernen?
Besonders spannend war neben der geschichtlichen Hinführung der Abriss über das nachrömische Recht, das in unseren Breitengraden im frühen Mittelalter galt. Denn hier gab es so manch modern anmutende Klausel, wie die Straffreiheit für abtreibende Frauen und einen “Grapscherparagraph”.
Weiler ging auch im Detail auf religiöse Frauen als Dienstleisterinnen und die Aufgaben, die ihre Einrichtungen in der Gesellschaft spielten, ein: von der Bildungseinrichtung, über Gebetsdienstleistungen bis hin zum Verwaltungsapparat für Dynastien. Sie waren aber auch Fluchtpunkte vor Zwangsheirat, Gewalt in der Familie und Karrierechance für die Bildung suchende Frau.
Von höchstem Interesse waren vor allem die Stabilitätsfaktoren religiöser Frauengemeinschaften, die Weiler kurzweilig aufbereitete:
- streng geregelte Tagesabläufe: Beten, Lernen, Arbeiten
- Einsatz der bestgeeignetsten Kräfte für wichtige Positionen
- extrem starker gemeinschaftlicher Zusammenhalt
- flache Hierarchie, Aufstiegschancen für Begabte
- Routine und klare Aufgabenverteilung/Termine
- unentbehrliche Dienstleistungen als Einkommensgarant
- Denken in Jahrhunderten
Daraufhin entbrannte eine lebhafte Diskussion darüber, ob und wie man diese Grundsätze auch heute noch in den Berufsalltag integrieren könne und welche Auswirkungen zu erwarten seien. Einig war man sich darin: manchmal lohnt sich auch der Blick zurück, um sich für den Blick in die Zukunft inspirieren zu lassen.